Sieben Generationen in die Zukunft schauen!
Habt ihr schon mal etwas vom „Sieben-Generationen-Prinzip“ (engl.: „Seventh-Generation-Principle“) gehört?
Es besagt, dass der Mensch bei jeder seiner Handlungen bedenken soll, wie sich diese für die siebte Generation in der Zukunft auswirkt. Und das gilt nicht nur für das ganz persönliche Leben, sondern auch für die natürliche Welt, die geistige und spirituelle Welt, für die Landschaft, für Wirtschaft und die Politik, für das große Ganze in das wir eingebettet leben!
Das 7 Generationen Prinzip ist ein Teil des „großen Gesetzes des Friedens“, dass zwischen den 5 Nations, später 6 Nations der Irokesen, der Haudenosaunee (– die Menschen der langen Häuser) ausgehend von dem „Friedensstifter“, als gemeinsame Verfassung festgelegt wurde, um nach Zeiten großer Zwietracht in Frieden zusammen zu leben.
In den neunziger Jahren wird von der Historikerin Barbara Mann und dem Astronom Jerry Fields von der Toledo University in Ohio sogar das Datum der Gründung der Friedensliga festgelegt: 31. August 1142 !!! Zu dem Datum kommen sie, da in den mündlichen Überlieferungen von einer langen totalen Sonnenfinsternis die Rede ist.
Man könnte sagen, dass hier der Prototyp für Demokratie als Form des friedlichen Miteinanders geboren wurde.
Wortwörtlich steht dazu im „Großen Gesetz des Friedens”:
„The thickness of your skin shall be seven spans — which is to say that you shall be proof against anger, offensive actions and criticism […]. Look and listen for the welfare of the whole people and have always in view not only the present but also the coming generations, even those whose faces are yet beneath the surface of the ground — the unborn of the future Nation.”
Wer von uns heute denkt bei all seinen Handlungen daran, wie sich diese in 200 Jahren auswirken könnten?
Seelenzentriert Erwachsen-sein
„Die intuitive Seele ist ein göttliches Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“
Heute werden vermehrt wieder Stimmen laut, die generationenübergreifendes und vorausschauendes Handeln einfordern.
Diese Forderung ist nichts Neues, es ist eine uralte Haltung auch unserer Vorfahren, auch auf unserem Landschaftskörper, die durch ihre Verbundenheit mit der Natur und deren zyklischen Abläufen geprägt war.
Aber diese ursprüngliche Haltung ist uns ein Stück weit verloren gegangen – ein Preis, den wir für den Glauben an Individualismus, Materialismus und unendliches Wachstum gezahlt haben.
Das Sieben-Generationen-Gewahrsein, das ja nicht erst mit dem „Großen Gesetz des Friedens“ „erfunden“ wurde, gilt unter den Natives als eine mündlich überlieferte oder besser gesagt, als eine gelebte Haltung, die weitergegeben wurde und beruht unter anderem auf der ausschließlich menschlichen Fähigkeit des vorausschauenden und reflektierenden Handelns!
Für die Haudenosaunee ist es zudem von zentraler Bedeutung, dass die Auswirkungen menschlichen Handelns nicht nur die materielle Welt betreffen, sondern auch tief in die geistige Dimension hineinwirken.
In diesem Zusammenhang ist das kollektive Bewusstsein als ein verbindendes Element zu sehen, das zukünftige Generationen prägt und ihr Verhalten beeinflusst. Dieses Verständnis fördert noch einmal mehr eine Verantwortung, die über das eigene individuelle Handeln hinausgeht und die gesamte Gemeinschaft sowie die kommenden Generationen in den Blick nimmt!
Eine Gemeinschaft ist immer mehr als die Summer ihrer Einzelindividuen und erscheint wie ein eigenes Wesen, sie hat eine eigene Identität und Seele. So wie auch jedes Individuum in dieser Gesellschaft ihre eigene Identität hat und Seele. Sie sind in sich selbst und gleichzeitig jedes im anderen enthalten.
Ich bin der Überzeugung, dass es höchste Zeit ist, unser egozentriertes Handeln in ein seelenzentriertes Handeln zu transformieren!
„(…)Wir haben Zeremonien, die für einen klaren Verstand sorgen, doch wir können sie niemandem aufdrängen.
Die Entscheidungsträger der weißen Welt agieren, als hätten sie den Verstand verloren.«
(Tadodaho Sid Hill, zitiert in Oya 2010)
Wir sind in einer Sackgasse gelandet
Materialismus, Reduktionismus, Individualismus und ewiges Wachstum – diese Grundpfeiler einer Weltsicht haben uns in eine Sackgasse geführt. Die Geschichte, die uns dazu erzählt wurde, ist mittlerweile zu einem festen Narrativ geworden, das kaum hinterfragt wird.
Kriege gehören zu den tragischsten und destruktivsten Ereignissen, die die Menschheit hervorbringt und erlebt. Trotz des Fortschritts in Technologie, Wissenschaft und globaler Zusammenarbeit sind wir im 21. Jahrhundert immer noch mit bewaffneten Konflikten konfrontiert.
Narrative spielen eine entscheidende Rolle in der Art und Weise, wie wir die Welt verstehen und interpretieren. Sie formen unsere Identität, beeinflussen unsere Werte und prägen unsere zwischenmenschlichen Beziehungen.
In Bezug auf Kriege und Herrschaft können Narrationen dazu beitragen, Feindbilder zu konstruieren, Konflikte zu rechtfertigen und Gewalt als Lösung für komplexe Probleme darzustellen.
Ein verbreitetes Narrativ ist beispielsweise das des „gerechten Krieges“, das historisch verwendet wurde und immer noch verwendet wird, um militärische Aktionen und militärisches Aufrüsten als moralisch und ethisch vertretbar darzustellen.
Diese Vorstellung von einem gerechtfertigten Einsatz von Gewalt ist, in meiner Überzeugung nach, und hier mal nur vereinfacht dargestellt, eine abartige Folge jahrtausendealter Traumafolgen, die epigenetisch weitergegeben werden.
Darüber hinaus spielen auch Medien eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung und Verstärkung bestimmter Narrative. Sensationsjournalismus und einseitige Berichterstattung können dazu beitragen, stereotype Vorstellungen von „guten“ und „bösen“ Akteuren in Konflikten zu verstärken.
Zumal „gut“ und „böse“ in der Natur nicht existiert. Es ist eine menschliche Konstruktion!
„Kühner als das Unbekannte zu erforschen,
kann es sein,
das Bekannte zu bezweifeln“
(J.Kaspar)
Mit jeder Gabe kommt auch eine bedeutende Verantwortung zum Tragen.
Wir sind nicht nur Naturwesen und nicht abgetrennt von Natur, wir leben mit ihr und in ihr und sind zudem auch „Schüler der Natur“, jedenfalls nicht deren Herren.
Um zu überleben, so dachte der Mensch, müsse er seine eigene Natürlichkeit aufgeben und leugnen, dass er selbst Teil der ihn umgebenden Natur ist.
Natur als Mentorin zu sehen, ist so gesehen nichts neues, es ist eine uralte, verloren gegangene Weltsicht unserer Vorfahren, so wie wir sie auch heute noch von indigenen Volksgruppen kennen.
Wir Menschenwesen haben allerdings besondere Gaben, die uns als Naturwesen auszeichnen!
Eine dieser Gaben ist es, dass wir in die natürliche Welt schöpferisch gestaltend eingreifen können!
Eine weitere Gabe ist unsere Sprache und eben die Fähigkeit Geschichten, auch fiktive Geschichten, erzählen zu können. Mythen, Götter, Fiktionen- es sind Geschichten, die es schaffen große Gruppen von Menschenwesen zu einen!
Mit jeder Gabe kommt jedoch auch eine große Verantwortung.
Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, ist eine Qualität des Erwachsenseins, des seelenzentrierten Erwachsenseins.
Jeder Einzelne von uns trägt die Verantwortung, bewusst zu handeln und sicherzustellen, dass wir die Natur nicht nur schöpferisch gestalten, sondern auch für zukünftige Generationen bewahren.
Und wir müssen uns fragen, welche Narrative endlich kompostiert und transformiert werden sollten und welche Geschichten wir neu erzählen wollen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Wir stehen an einem Wendepunkt. Das fühlen so viele Menschen!
Ich bin überzeugt, wenn wir uns auf die Weisheit der Natur rückbesinnen und die Verantwortung für unser Handeln übernehmen, können wir neue Wege finden, die sowohl unser individuelles als auch das kollektive Wohl fördern!
„Es ist an der Zeit, die alten Geschichten neu zu erzählen, die patriarchale und herrschaftliche Überlagerungen abzuschälen und eine weiblichere (*) Zukunft zu gestalten, die im Einklang mit der Natur steht und die Vielfalt des Lebens zelebriert.“
(*) Die Gleichstellung der Frauen und die Rehabilitation des „Weiblichen“ sehe ich nicht als Gnade, sondern als eine Not-wendigkeit, die beiden (!) Geschlechtern zugutekommt. Es ist entscheidend, weibliche und männliche Energien in einem gesunden Gleichgewicht zu halten – sowohl in uns selbst als auch in der Welt um uns herum.
Sieben Generationen
In indigenen Kulturen weiß man noch auf einer tiefen Ebene von der Bedeutung der (nicht nur biologischen) Familie für das Pflegen und Transferieren von Wissen!
Sie kenne noch ihren uralten Geschichten, Mythen, Lieder, die von der Verbundenheit und Verwobenheit mit Allem erzählen!
Unsere alten Geschichten sind ziemlich in Vergessenheit geraten oder ordentlich verdreht worden- zum Zwecke der Machterhaltung!
Doch die vielschichtige, tiefe und auch spirituelle Wahrnehmung der Welt nimmt auf vielen verschiedenen Ebenen zu.
Habt ihr schon mal dem Quantenphysiker Hans Peter Dürr zugehört? 🙂
Kann ich nur empfehlen!
Wie können wir uns wieder er-innern, dass wir in Gemeinschaft verbunden sind? Mit der menschlichen und der mehr-als-menschlichen Welt und über die momentane Zeit hinaus- zurück in die uralte Vergangenheit bis hin in die weite Zukunft!
Wir müssen uns von den Geschichten von Herrschaft, Zerstörung und der Überlegenheit des Männlichen abwenden und eine neue Erzählung beginnen. Eine Geschichte, die auf Zusammenarbeit und Balance basiert, auf bewusstem, schöpferischem Gestalten als seelenzentrierte Erwachsene, in Bewusstheit für unsere tiefen Verbindungen und in der Verantwortung, die wir mit unseren menschlichen Gaben wieder mehr übernehmen müssen.
Ich hoffe, ich konnte Dich mit meinen Worten inspirieren und motivieren, Dich zu trauen, Dich mit Deinen eigenen Gaben schöpferisch einzubringen. In der Bewusstheit, Deiner Verantwortung und dem Wissen, dass Du etwas bewirken kannst!
shine your light, spread love, stay wild
Lilian